• Mittelschule und dann ???

      • “Was kann man denn mit einem Mittelschulabschluss anfangen?” Solche Fragen hört man oft, wenn in der Öffentlichkeit über Schulabschlüsse diskutiert wird. Deshalb haben die Klassenlehrerinnen Frau Marek (Klasse 9a), Frau Neukamm (Klasse 9bM) und Frau Sturm (Klasse 10aM) der Mittelschule Helmbrechts ehemalige Schülerinnen und Schüler zu einem Online-Interview eingeladen, um aus deren Sicht diese Frage beantworten zu lassen. Als Gesprächspartner haben sich Lisa, Kadir, Matthias und Sabah kurzfristig bereit erklärt. Obwohl alle einen unterschiedlichen Werdegang haben, vereint sie, dass sie Absolventen der Mittelschule Helmbrechts sind.

         

        So eröffnet Frau Neukamm die Gesprächsrunde mit der Frage: „Warum war die Mittelschule für dich die richtige Wahl?“

        „Der familiäre Umgang zwischen Schülern und Lehrern. Man ist gern zur Schule gegangen“, sagt Matthias. Frau Marek ergänzt dazu, dass eben der familiäre Umgang das ist, was die Mittelschule auszeichnet. „Durch das Klassenleiterprinzip haben wir einen besonders engen Kontakt zu unseren Schülern. Die Beziehung baut sich ja über Jahre auf“, erklärt Frau Sturm. „Wir sind auch für die Sorgen und Nöte da, nicht nur zur Vermittlung von Wissen. Man sieht die ganze Person. Das ist das Entscheidende“, fügt Frau Neukamm hinzu. „So etwas Familiäres hab ich danach nie wieder gehabt“, berichtet Lisa und ergänzt: „Ganz wichtig ist auch die Jugendsozialarbeit an Schulen. Ich weiß, ohne sie hätte ich vieles nicht gepackt! Und mein Freund sagt immer, ohne die OGTS wäre er nicht so weit gekommen.“  Von Vorteil ist sicher, dass man auf der Mittelschule so viele Möglichkeiten hat. Auch wenn man erst im Laufe der Schulzeit merkt, was so in einem steckt. Ab September gibt es an der Mittelschule Helmbrechts z.B. die Vorbereitungsklasse, in der man, nach dem Quali, in zwei Jahren seine Mittlere Reife machen kann.

        Frau Sturm fragt nach: „Was waren denn die Highlights deiner Schulzeit?“

        Sabah antwortet prompt: „Der Schulfasching! Ich hatte mich als Arzt verkleidet. Und ich fand die Klassenfahrten schön, vor allem auch mit der Parallelklasse!“ Kadir kann das nur bestätigen. „Wir waren echt viel unterwegs. Auch, als wir bei einem Wettbewerb die Reise nach Berlin gewonnen hatten. Und als sich die ganze Klasse als Babys verkleidet hat. Ich bin echt froh, dass ich das alles erleben durfte. Das waren echt schöne Zeiten. Und auch der Vorlesewettbewerb!“ „Ja, Kadir hat den Vorlesewettbewerb zweimal gewonnen und auch beim Englisch - Vorlesewettbewerb mitgemacht. Kadir war der erste Mittelschüler, der den Vorlesewettbewerb gewonnen hat!“, ergänzt Frau Marek, die den Wettbewerb seit vielen Jahren organisiert.

        „Lisa, was hast du für Erinnerungen?“, fragt Frau Sturm. „Nur gute natürlich. Eines meiner Highlights war die Zeit als Schülersprecherin. Da habe ich schon sehr viel mitgenommen und Verantwortung übernehmen können. Und die Klassenfahrt nach Italien wird mir immer im Kopf bleiben. Einige Freundschaften sind entstanden, die immer noch bestehen. Auch meinen Freund habe ich an der Mittelschule kennengelernt.“

        Frau Marek als Verbindungslehrerin erinnert sich noch an Klassensprecherseminare oder tolle Aktionen der SMV, z.B. zum Valentinstag oder Nikolaus, gerne auch in Kooperation mit der Realschule. Man denke da nur an den gemeinsamen Abschlussball. Zudem ist die Mittelschule ja Teil des Netzwerks Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage. Sabah: „Die Aktion mit den Flaggen war toll. Für jedes Herkunftsland unserer Schüler haben wir eine Flagge bemalt und am Zaun befestigt. Schon cool, wie multikulti so eine kleine Schule sein kann.“

        Für Matthias war „(…) jeder Tag ein Highlight. Besonders die Ausbildungsmessen und die Praktika haben mir gefallen. Vor allem die gute Vorbereitung auf die Arbeitswelt war toll.“

        „Gut, dass du das ansprichst. Das wäre meine nächste Frage gewesen. Was fällt euch zum Thema Berufsorientierung ein?“, fragt Frau Neukamm.

        Lisa erklärt, dass „vor allem die Fächer Wirtschaft, Technik und Soziales eine gute Grundlage (…)“  waren, ergänzt durch Angebote wie Werkstatttage oder die Potentialanalyse im bfz. „Bei uns hattet ihr ja in der 8. und 9. Klasse insgesamt 3 Wochen Praktikum. Lisa, weißt du noch, wo du im Praktikum warst?“, fragt Frau Sturm. „Ich war im Takko, da habe ich dann sogar im Studium als Nebenjob gearbeitet und zweimal war ich im Kindergarten in Leupoldsgrün. Und einmal noch beim Fotografen in Hof. Das war mal noch so ein anderer Traum von mir - Fotografin“. „Ich war im Mazda-Autohaus und zweimal im Reisebüro.“, erzählt Kadir. „Ein Praktikum kann auch wertvoll sein, um festzustellen, was man nicht will, also so im Ausschlussverfahren“, ergänzt Frau Neukamm. Sabah sagt: „Ich bin immer dem Krankenhaus treu geblieben.“ Bei Matthias hat das Praktikum zu einem Ausbildungsvertrag geführt. Und wenn man dann vom Betrieb eine tolle Rückmeldung bekommt, (…) “das macht einen schon stolz”, ergänzt Frau Marek. „In der Mittelschule gibt es etliche Schülerfirmen, die dazu beitragen, seine Kompetenzen herauszufinden. Ich denke da an die Computer- und Fotofirma, das Bistro und andere Angebote und Arbeitsgemeinschaften der Offenen Ganztagsschule in Kooperation mit Kita oder Seniorenhaus.“  Lisa: „Ohne die wirtschaftlichen bzw. IT-Kenntnisse, die ich bekommen hab, wäre ich im Studium und vor allem im Onlinesemester echt aufgeschmissen gewesen.“

         

         

        Zum Schluss bittet Frau Neukamm, folgende Satzanfänge spontan zu vervollständigen:

        Wenn ich an meine Schulzeit denke, fällt mir sofort ein …

        Sabah: „… die Gemeinschaft. Ich habe mich von Anfang an gut aufgehoben gefühlt.“

        Kadir: „… wie toll die meisten Lehrer waren und wie mir die liebe Frau Neukamm Feuer unterm Hintern gemacht hat.“

        An der Mittelschule Helmbrechts hat mir besonders gefallen…

        Matthias: „… dass die Frau Marek jeden Tag die Nerven behalten hat mit uns. Da bewundere ich sie dafür!“

        Lisa: „... dass die Lehrer nicht aufgegeben haben, an mich zu glauben!“

         

         

        Obwohl das Interview ja „nur“ virtuell stattfand, konnte man die gegenseitige Wertschätzung in jedem Satz spüren. „Wir denken oft an euch. Wir begleiten Menschen und sie wachsen einem ans Herz. Und wenn man so sieht, wie ihr euren Weg geht, ist das echt toll!“ So beendet Frau Marek die schöne Gesprächsrunde.

    • Unsere Interviewpartner und Absolventen der Mittelschule Helmbrechts

        • Matthias

        • Matthias, 19 J.: Quali 2018, Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechatroniker, „Jeder Schultag war ein Highlight!“

        • Sabah

        • Sabah,19 J.: bis zur 9.Klasse im Irak, 8.Klasse MS Marktleugast, 9. und 10.Klasse MS Helmbrechts, Quali 2018, Mittlerer Bildungsabschluss 2019, seit 2019 Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger „Gute Wahl, gute Entscheidung!“

        • Lisa

        • Lisa,24 J.: Quali 2013, Mittlerer Bildungsabschluss 2014 an der MSH, 3 Jahre FOS, seit 2017 Studium an der FH Coburg, Soziale Arbeit „So etwas Familiäres habe ich danach nie wieder erlebt!“

        • Kadir

        • Kadir, 18 J.: Quali 2018, Mittlerer Bildungsabschluss 2019 an der MSH, seit 2019 FOS „Ich dachte, wenn ich mein Abitur mache, ist das doch auch nicht schlecht!“